Letizia ist gerade 18 geworden , geht in die Oberstufe und steht kurz vor den Abschlussprüfungen. Sie hat die Nase voll und will von Zuhause weg. Die Streitigkeiten mit ihrer Mutter erträgt sie nicht mehr und lernen kann sie bei dem Geschrei Zuhause sowieso nicht. Mit ihrer besten Freundin hat sie ausgemacht, dass sie erstmal bei ihr und ihrer Familie bleiben kann. Nach zwei Wochen muss sie sich allerdings etwas Neues überlegen. Wieder zu ihrer Mutter zu gehen, kommt für sie nicht in Frage. Also verbringt sie die nächsten Wochen damit von einer Freundin zur nächsten zu gehen, bis niemand mehr übrig ist, bei dem sie übernachten kann. Was jetzt?

So oder so ähnlich geht es einigen jungen Menschen in Pforzheim und Enzkreis. Zuhause wohnen können/wollen sie aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr. Eine eigene Wohnung zu finden ist ohne regelmäßiges Einkommen schwierig und wenn sie nicht gerade bei engen Verwandten unterkommen können, bleiben zunächst nur die Freunde. Wenn das Couchschlafen bei diesen jedoch irgendwann ein Ende hat, bleiben nicht mehr viele Optionen übrig. Bei Fremden übernachten oder draußen schlafen?

Um diesen zunehmenden unsicheren Wohnungsverhältnissen von jungen Menschen zwischen 18 und 25 Jahren zu begegnen, haben wir bei Plan B 2015 bzw. 2018 das Übergangswohnen ins Leben gerufen. Eine Chance für junge Erwachsene der Obdachlosigkeit zu entgehen, in dem man zunächst für 8 Wochen in unser Wohncoaching zieht. Dort können sich die Hilfesuchenden gemeinsam mit den Fachkräften überlegen, wie es für sie weitergehen kann. Gemeinsam mit den jungen Menschen werden individuelle Ziele vereinbart. Dies kann eine eigene Wohnung, eine weiterführende Hilfe oder auch die Rückkehr in die Herkunftsfamilie sein. Wofür sie sich letztendlich auch entscheiden mögen, sie werden auf dem Weg dorthin begleitet und unterstützt.

Bis Ende 2023 standen dem Übergangswohnen für die Umsetzung der Hilfemaßnahme mehrere dezentrale Wohnungen in Pforzheim und dem Enzkreis für junge Frauen und Männer mit jeweils einem/einer Sozialarbeiter*in zur Verfügung. Hier konnten u.a. verlässliche Sprechzeiten vor Ort und Begleitungen zu Ämtern bzw. Institutionen im Netzwerk stattfinden.

Schweren Herzens mussten wir Ende 2023 das Übergangswohnen Enzkreis schließen. Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, doch die Beendigung war aus strukturellen Gründen unausweichlich. Ein derart begrenztes Angebot (nur wenige Wohnplätze) außerhalb unseres Hauptsitzes mit nur einer Mitarbeiterin zu führen, erforderte einen überproportional hohen Ressourcenaufwand, der so leider nicht mehr tragbar war. Zudem haben bürokratische Hürden es uns schwer gemacht den jungen Menschen schnell und niederschwellig zu helfen.

Wir bedauern die Schließung sehr und würden uns wünschen das Übergangswohnen für junge Erwachsene aus dem Enzkreis wieder anbieten zu können. Wir können dies zukünftig nur am Standort Pforzheim umsetzen, wo wir u.a. durch Streetwork Innenstadt sowie die Jugend- und Suchtberatungsstelle die für ein solches Angebot benötigten Strukturen und Ressourcen bereits etabliert haben.

Dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Pforzheim ist es uns gemeinsam gelungen eine Finanzierung zu entwickeln, die das Angebot für junge Erwachsene aus Pforzheim sicherstellt. Junge Menschen aus Pforzheim zwischen 18 und 25 Jahren, die in unsicheren Wohnungsverhältnissen leben oder von Obdachlosigkeit bedroht sind, können weiterhin in das Übergangswohnen aufgenommen werden. Diese können sich zu den Öffnungszeiten direkt an unsere Kollegin Juliane Burkhardt 0176 / 44417138 wenden.

Wenn Sie mehr über das Übergangswohnen wissen möchten, besuchen Sie gerne unsere Homepage https://planb-pf.de/uebergangswohnen-4/