VON EINER BEDÜRFNISORIENTIERUNG ZUR WIRKUNGSORIENTIERUNG DER SOZIALEN ARBEIT IN DER SUCHTHILFE
Bereits im Jahr 2023 erarbeiteten wir gemeinsam mit anderen Suchtberatungsstellen aus dem gesamten Bundesgebiet, der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit in der Suchthilfe (DG-SAS), Prof. Dr. Rita Hansjürgens, wissenschaftliche Leiterin des Projekts und verantwortlich für die Hintergründe des Forschungsprojekts und Sebastian Ottmann, Leiter des Instituts für Praxisforschung und Evaluation an der Evangelischen Hochschule Nürnberg, verantwortlich für die Methodik und die inhaltlichen Ergebnisse ein Ankerwirkmodell für die Suchtberatung. Gefördert wurde dieses Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Gesundheit.
Die Ausgangslage des Projekts basierte auf der Feststellung, dass insbesondere in der ambulanten Suchthilfe oft unklar ist, welche spezifischen Leistungen erbracht werden. Es wurde ein Mangel an einer Mehrebenenperspektive in der Sozialen Arbeit festgestellt und die Notwendigkeit betont, die Leistungen der Sozialen Arbeit in der Suchthilfe deutlicher zu kommunizieren.
Das Ankerwirkmodell zielt darauf ab, die Wirkungen der Sozialen Arbeit in der Suchtberatung zu präzisieren und zu differenzieren. Es baut auf vorherigen Arbeiten auf, darunter das Kompetenzprofil für Soziale Arbeit in der Suchthilfe und Suchtprävention von 2016, die Expertise zur Suchtberatung von 2018 und SROI-Analysen der Suchtberatung in Görlitz und Bayern zwischen 2020 und 2022.
METHODISCHES VORGEHEN DES FORSCHUNSGSPROJEKTES:
1. WORKSHOPS MIT FACHKRÄFTEN: Es wurden mehrere Workshops mit Fachkräften aus der Suchtbe ratung durchgeführt, um deren Erfahrungen und Pers pektiven in die Modellentwicklung einfließen zu lassen.
2. QUALITATIVE INTERVIEWS MIT NUTZER:INNEN: Zusätzlich wurden Interviews mit Klient:innen der Sucht beratung geführt, um deren Sichtweisen und Erfahrungen zu berücksichtigen.
3. VALIDIERUNG DES MODELLS MITTELS ONLINE BEFRAGUNG: Der entwickelte Modellentwurf wurde in einer groß angelegten Online-Befragung von weiteren Fachkräften der Suchthilfe validiert, um dessen Nachvoll ziehbarkeit und Vollständigkeit sicherzustellen.
DAS ANKERWIRKMODELL SUCHTBERATUNG GLIEDERT SICH IN VERSCHIEDENE KOMPONENTEN:
AKTIVITÄTEN: Konkrete Handlungen und Interventionen der Suchtberatung.
OUTPUTS: Direkte Ergebnisse dieser Aktivitäten, wie z. B. Anzahl der beratenen Personen.
OUTCOMES: Kurz- bis mittelfristige Wirkungen auf die Klient:innen, wie z.B. Verbesserung des Gesundheitszustands oder der sozialen Integration.
IMPACTS: Langfristige gesellschaftliche Wirkungen, wie z. B. Reduktion von Suchterkrankungen in der Bevölkerung.
KONTEXTFAKTOREN: Einflüsse, die die Arbeit der Suchtberatung beeinflussen, wie z. B. gesetzliche Rahmenbedingungen oder verfügbare Ressourcen.
Das Modell unterstreicht die Bedeutung einer ganzheitlichen Perspektive in der Suchtberatung. Es hebt hervor, wie wichtig es ist, sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Ziel ist es, Einrichtungen der Suchtberatung dabei zu unterstützen, ihre Arbeit wirkungsorientiert auszurichten und die erzielten Ergebnisse transparent darzustellen. Es bietet praxisnahe Empfehlungen zur Implementierung von Wirkbausteinen sowie Anregungen für vertiefende Analysen. Darüber hinaus dient das Modell als Grundlage für eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Qualitätssicherung in der Suchtberatung. Die Auseinandersetzung mit unserem eigenen Handeln auf der Metaebene hat spürbare Auswirkungen auf unsere Arbeit. Die intensive Beschäftigung mit Wirkungen und Zielsetzungen hat eine gemeinsame Sprache entstehen lassen, die unser Miteinander stärkt. Zugleich hat sich unsere fachliche Perspektive geschärft: Durch die systematische Auseinandersetzung mit Wirkungszusammenhängen konnten wir ein tieferes Verständnis für die Mechanismen der Suchtberatung entwickeln. Auch unser methodisches Know-how im Bereich der Wirkungsanalyse hat sich erweitert, sodass wir Interventionen gezielter planen und evaluieren können. Die Reflexion unserer bestehenden Angebote hat zu neuen Impulsen und Weiterentwicklungen geführt. Durch die klare Ausrichtung an definierten Outcomes hat sich die Qualität unserer Angebote weiter professionalisiert – sie ist nun messbar und gezielt optimierbar. So setzen wir beispielsweise die Evaluation unseres Bundesmodellprojekts RehaPro nach diesen Grundsätzen um.
Dies ermöglicht es uns zugleich, die Wirksamkeit unserer Arbeit gegenüber Förderern, politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit nachvollziehbar und überzeugend zu kommunizieren.
Damit sind wir eine Einrichtung, die zeigt, wie und dass ihre Arbeit wirkt.